Gerechtigkeit

Gerechtigkeit – eine schöne Tugend

Seit meiner Kindheit verfüge ich über einen ziemlich stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ich kam gut damit zurecht und habe mich eingesetzt für meine Bedürfnisse und die Anliegen anderer, damit jeder das für ihn Beste aus seinem Leben machen kann. Manchmal bin ich mit diesem Prinzip angeeckt.

Bei offensichtlichen „Verstößen“ gegen diese Gerechtigkeit in meinem Weltbild, wurde ich aktiv. Oft mit Erfolg, oft jedoch wurde mir Unverständnis oder Resignation entgegengebracht. Für mich war dies unverständlich. Menschen waren bereit, ihre Zeit und Nerven zu geben, um zu schimpfen und sich über ungerechtes Verhalten und ungerechte Dinge aufzuregen. Einen kleinen Schritt in Richtung Abschaffung dieser Ungerechtigkeit zu gehen, dazu waren jedoch die wenigsten bereit. Selbst wenn sie direkt davon betroffen waren.

So fragte ich mich über die Jahre, ob überhaupt so viel an Tun für diese, mir so wichtige, Gerechtigkeit notwendig ist. Vielleicht ist sie einfach da. Eventuell zeigt sie sich nicht im gleichen Moment, wenn Ungerechtigkeit passiert. Vielleicht ist es ein auf das ganze Leben bezogener Prozess, der ohne unser regelmäßiges Zutun, Balance und Ausgeglichenheit sicherstellt.

Ja, ich denke Gerechtigkeit existiert und gleicht sich aus. Wir dürfen sie annehmen, jeden Tag. Bewusst hinschauen, wenn uns etwas Gutes widerfährt. Dann lächeln wir über jene Augenblicke, in denen die Gerechtigkeit möglicherweise gerade auf der anderen Seite steht.

Übungen zur Gerechtigkeit?

Nehmen Sie einen Zettel zur Hand und schreiben Sie jene Dinge auf, die Ihnen in Bezug auf Ihr Leben ungerecht erscheinen.
Wenn Sie diese Liste angefertigt haben, nehmen Sie ein zweites Stück Papier und gehen Sie jeden Punkt Schritt für Schritt durch. Überlegen Sie dabei, welche Art von (Un-)Gerechtigkeit Sie in Bezug auf diese Situation, auf diesen Menschen angewandt haben. Im nächsten Schritt spielen Sie durch was Ihnen in der Zukunft in Resonanz zu diesem Erlebnis alles Gutes widerfahren könnte.

Das Tablet und seine Hülle

Eine Episode der vergangenen Tage hat mich vermehrt über Gerechtigkeit nachdenken lassen. Ich war in freudiger Erwartung auf meine neue Tablethülle. Als diese ankam, wollte der Postbote 3,15 EUR Nachporto. Ich habe das Päckchen nicht angenommen, weil ich zuerst die Verkäuferin kontaktieren wollte. Es fand leider keine lösungsorientierte Kommunikation von ihrer Seite aus statt. Ich schaltete die Verkaufs-Plattform ein, da offenbar öfters eine Falschfrankierung stattfand. Daraufhin wurde mir zugesichert, dass ich das Porto erstattet bekomme. So ging ich frohen Mutes zur Post, löste das Päckchen aus. Da stellte ich fest, dass es keinen Absender hatte. Wenn ich es nicht angenommen hätte, hätte ich mein Geld nicht zurückbekommen. Danach machte ich das Päckchen auf. Die Tablethülle war nicht wie bestellt lila sondern blau. Ich schmunzelte. Gerecht fand ich das jedenfalls nicht. Da half auch die Erklärung nicht, warum ich jetzt eine andere Farbe bekommen hatte. Als nächstes betrachtete ich die Rechnung, ohne Adresse und Namen, sprich unbrauchbar für die Buchhaltung.

Früher hätte ich mich maßlos geärgert und meine Zeit mit Groll und Zorn verplempert. Heute habe ich ein freundliches Mail an die Verkäuferin geschrieben, mit all den Kritikpunkten. Damit habe ich die Sache losgelassen. Weil ich weiß, dass sich alles im Leben irgendwann ausgleicht. Auch Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit kann auch ein Thema in meinen Trainings sein, wenn wir uns den eigenen Bedürfnissen zuwenden.